CERN steht nicht nur für »Conseil européen pour la recherche nucléaire«, sondern auch für Gigantomanie. Denn das Institut für Nuklearforschung beherbergt mit dem LHC den größten und leistungsfähigsten Teilchenbeschleuniger der Welt. 27 Kilometer lang, 100 Meter tief unter der Erde mitten auf der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz in der Nähe von Genf gelegen, beeindruckt der Large Hadron Collider bereits durch seine reine Erscheinung. Der Ring schleudert Protonen so lange im Kreis herum, bis sie annähernd mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind, um sie dann aufeinanderprallen zu lassen. Mit 99,9999991 Prozent der Lichtgeschwindigkeit, um genau zu sein.
Was dabei passiert, protokollieren diverse Detektoren. Der neueste und größte davon ist der so genannte ATLAS Detektor: 46 Meter lang und 25 Meter hoch. Das sind Dimensionen, die man sich nicht wirklich vorstellen kann. Weshalb mehr als 75.000 Besucher die Chance nutzten, sich am 14. und 15. September beim Tag der offenen Tür am CERN das ganze mit eigenen Augen wahrzunehmen. Und natürlich reichlich Fotos zu machen.
Übrigens wurde hier am CERN im LHC im Jahr 2012 das Higgs-Boson nachgewiesen, das von Medien fälschlicherweise gern als »Gottesteilchen« bezeichnet wird, damit aber rein gar nichts zu tun hat. Die Bezeichnung stammt von einem Buch des US-amerikanischen Physikers und Nobelpreisträgers Leon Lederman, das er zusammen mit Dick Teresi geschrieben hat: »The God Particle. If the Universe Is the Answer, What Is the Question?« Wobei der Titel ursprünglich »The Goddamn Particle« lauten sollte, was dem Verlag aber nicht schmeckte. Auch andere Vorschläge und alles mit »Higgs« im Titel wurde abgelehnt. So wurde daraus die gewiss verkaufsfördernde Bezeichnung »God Particle«. Mit Gott hat das Higgs-Boson also rein gar nichts zu tun.
Nicht nur eine spannende Kulisse also, die das CERN bietet, sondern auch eine interessante Geschichte. Das werde ich mit Sicherheit im nächsten Buch verwenden …